Philip Rosenthal wäre am 23. Oktober 100 Jahre alt geworden. Der 1916 in Berlin geborene Porzellan-Unternehmer, beteiligte nach dem Krieg als einer der ersten die Mitarbeiter am Unternehmen und wurde dafür von Unternehmerkollegen als Sozialist gescholten. Auch in der Politik und den Unternehmerverbänden galt der politisch engagierte Chef des gleichnamigen weltbekannten Porzellanherstellers als unbequemer Querdenker. Er glaubte an soziale Gerechtigkeit und wollte die Ungleichheit zwischen Vermögenden und Lohnabhängigen verringern, indem er aus Arbeitnehmern Kapitalisten machen wollte.
Nach seiner Überzeugung konnten die Arbeitgeber den Arbeitnehmern deutlich mehr zahlen, als der Verteilungsspielraum eigentlich hergab – vorausgesetzt, der zusätzliche Lohn blieb als Eigenkapital in den Betrieben. Über Tarifverträge und staatliche Subventionen sollte jeder deutsche Arbeitnehmer binnen zehn Jahren ein Vermögen im Gegenwert eines durchschnittlichen Jahreseinkommens bilden können.
Um sein Anliegen bundesweit durchsetzen zu können, trat er 1969 in die SPD ein und lies sich in den Bundestag wählen. Als Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium unter der Regierung Willy Brandt versuchte er die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand voran zu bringen, scheitert jedoch am Widerstand der Arbeitnehmerverbände und dem der Gewerkschaften. Im November 1971 trat er schließlich wegen Differenzen mit Wirtschaftsminister Schiller über das Tempo der Umsetzung der Arbeitnehmerbeteiligung zurück.
Philip Rosenthal starb 2001 im Alter von 84 Jahren und liegt im Garten von Schloss Erkersreuth bei Selb begraben.
Kommentare von Dirk Lambach