Vermögensbildung, eine gleichmäßige Vermögensverteilung und die Teilhabe breiter Bevölkerungskreise am Erfolg und am Wachstum der Unternehmen sind zentrale Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland.
Jedoch ist mit Blick auf die Vermögensverteilung im Heimatland des Rheinischen Kapitalismus festzustellen, dass es im Euroraum kein anderes Land gibt, in dem die Kluft zwischen Arbeit und Kapital so groß ist. Die unteren 40% der Bevölkerung verfügen praktisch über kein Nettovermögen während die reichsten 10% fast zwei Drittel des gesamten Privatvermögens besitzen.
Fakt ist: die Deutschen bilden nur wenig Vermögen und legen ihr Geld bevorzugt in Spareinlagen und Tagesgeld an. Diese Anlageformen leiden jedoch im Vergleich zu Beteiligungen am Kapital der Unternehmen unter einem klaren Renditenachteil, der durch die Niedrigzinspolitik weiter verstärkt wird.
Es fehlt in Deutschland an einer Aktien- und Beteiligungskultur, die die Vermögensbildung der Arbeitnehmer und damit auch die Bildung von Altersvorsorgekapital nachhaltig stärkt. Zu dieser Entwicklung hat nicht zuletzt auch die Politik beigetragen.
„Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand”, eines der großen sozialpolitischen Projekte der siebziger und achtziger Jahre, findet heute fast nicht mehr statt. Dabei zielte das Gesetz nicht nur auf die Förderung der Gering- und Durchschnittsverdiener, es bot zudem hochrentierliche Anlageformen für die Einlagen der Sparer: vom Aktiensparplan bis hin zur Mitarbeiterkapitalbeteiligung.
An die Stelle einer aktiven Vermögensbildungspolitik ist die Förderung der Altersvorsorge (Riester und bAV) getreten. Dabei fließen die Einlagen aber fast ausschließlich in niedrigrentierliche Anlageformen. Das derart erwirtschaftete Altersvorsorgekapital bleibt im Vergleich zu kapitalmarktbasierten Produkten weit zurück.
Schließlich hat das Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetz von 2009 kaum Wirkung gezeigt. Das Gesetz kam zur falschen Zeit (Finanzkrise) und hat die steuerlichen Rahmenbedingungen nur ansatzweise verbessert.
Angesichts der ungleichen Vermögensverteilung sehen immer mehr Deutsche hier gravierende Defizite, die das Vertrauen in unsere Wirtschaftsordnung schwächen. Es ist Aufgabe der Politik und der Sozialpartner, die Bedingungen für eine nachhaltige Vermögensbildung durch Mitarbeiterkapitalbeteiligung deutlich zu verbessern.
Wir als Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung sind überzeugt: wenn Arbeitnehmer durch die Förderung der Kapitalbeteiligung gleichzeitig Kapitaleigner würden, auch die Arbeitnehmerseite an der zunehmenden Bedeutung des Kapitals beteiligt und so der wachsende Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital begrenzt werden könnte.
Kommentare von Dr. Heinrich Beyer